Braunschweig (epd). Der Europa-Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), hat vor den Folgen von "religiösem Rassismus" gewarnt. "Wegen der schrecklichen Anschläge in Paris, Brüssel, Nizza, Würzburg, Ansbach, und anderswo jetzt alle Muslime unter einen Generalverdacht des Terrorismus zu stellen, ist nichts als verantwortungsloser Populismus", schreibt er in einem Grußwort, das im Rahmen des Sommerempfangs der Braunschweiger evangelischen Akademie Abt Jerusalem verlesen wurde.
Der Staatsminister, der seinen Besuch kurzfristig wegen einer Dienstreise in die Türkei absagen musste, warnte davor, Anschläge für innenpolitischen Zwecke zu instrumentalisieren. "Das ist nicht nur schändlich, sondern auch hochgefährlich." Die Terroristen dürften ihr Ziel nicht erreichen, "uns zu spalten und einen 'Krieg' der Religionen aufzuzwingen."
Die Trennlinie verlaufe nicht zwischen Gläubigen und Ungläubigen. "Sie verläuft vielmehr zwischen einer kleinen Minderheit von barbarischen Extremisten, die Hass und Misstrauen säen wollen, und einer überwältigenden Mehrheit von Menschen - ganz gleich welchen Glaubens, welcher Kultur und welcher ethnischen Zugehörigkeit -, die einfach nur friedlich und respektvoll zusammenleben wollen", sagte Roth.
Er selbst habe noch keine Antwort darauf, wie das Zusammenleben in einer multi-religiösen, multi-ethnischen und multi-kulturellen Gesellschaft in Zukunft funktionieren könne, betonte der Politiker. Gesellschaften, die sich offen für unterschiedliche Kulturen, Religionen und Ethnien zeigten, seien anstrengend und erforderten auch die Bereitschaft zur Veränderung. "Und damit meine ich nicht nur die Menschen, die zu uns kommen. Auch wir selbst werden uns verändern müssen."