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08.02.2016 Kategorie: Pressestelle

Karnevalsumzug mit Bischof

Der Braunschweiger „Schoduvel“ stand im Zeichen von Frieden und Toleranz

Braunschweig (epd). Ein Jahr nach der Absage wegen einer Terrorwarnung mit islamistischem Hintergrund haben am 8. Februar in Braunschweig zehntausende Jecken auf den Straßen wieder Karneval gefeiert. Unter dem Motto "Jetzt erst recht" machte sich Norddeutschlands größter Karnevalsumzug, der sogenannte "Schoduvel", in gelöster Stimmung mit 120 Fahrzeugen auf den sechs Kilometer langen Weg durch die Innenstadt.

Die Organisatoren erwarteten dazu bis zu 250.000 Narren. So viele waren es diesmal wohl nicht. Exakte Schätzungen seien aber schwierig, sagte ein Polizeisprecher dem epd. Aber in den Straßen hätten weniger Schaulustige als noch vor zwei Jahren gestanden. Trotzdem war die Stimmung gut und laut Polizei friedlich: Allerortens war der Karnevalsgruß "Brunswiek Helau" zu hören.

Mit besonderen Motivwagen reagierten die Jecken auf die Absage im vergangenen Jahr und wollten zudem ein Zeichen für Frieden und Toleranz setzen. In Form eines grünen Gespenstes war beispielsweise der Wagen "Der Terror trifft uns alle" unterwegs. Erstmals fuhren Bischöfe der christlichen Kirchen, Vertreter von Judentum und Islam mit. "Wir wollen zeigen, dass der Karneval auch Religionen verbinden kann", sagte Zugmarschall Gerhard Baller. Beim Schoduvel gehe es um Weltoffenheit, Brüderlichkeit, Gleichheit und Freiheit.

Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns betonte, dass sich niemand von der Angst vor Terroristen lähmen lassen dürfe. "Der Terror hat gewonnen, wenn wir uns in unserer Lebensweise irritieren lassen", sagte der evangelische Theologe dem epd. Der Angst könne nur mit Mut und Gelassenheit begegnet werden, sagte Meyns. "Dafür ist der Schoduvel ein Zeichen." Die Aktion sei auch ein Signal dafür, dass über alle kulturellen sowie nationalen und religiösen Grenzen hinweg miteinander gelebt und gefeiert werden könne.

Der katholische Bischof Norbert Trelle aus Hildesheim sagte, jede Religion müsse für das Leben und für den Frieden einstehen. "Gewalt und Terror lehnen wir entschieden ab." Für den ehemaligen Kölner Weihbischof Trelle stehe der Karneval zudem für Lebensfreude und Humor "und auch für die Freiheit, die Mächtigen kritisieren zu dürfen." Die Braunschweiger evangelische Pröpstin Uta Hirschler sagte dem NDR am Rande des Umzugs, der Schoduvel zeige, dass die Religion nicht dafür genutzt werden könne, die Gesellschaft zu spalten.

Für die jüdischen Gemeinden in Niedersachsen nahm die stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands, Marina Jalowaja, am Karnevalsumzug teil. Es sei wichtig da zu sein und zu zeigen, dass man keine Angst habe. "Auch weil wir immer noch glauben, dass wir einem freien demokratischen Land leben. Das wollen wir auf keinen Fall verlieren."

Der Vorsitzende des Braunschweiger Rates der Muslime, Hayri Aydin, sagte, dass er mit seiner Teilnahme das Zusammengehörigkeitsgefühl zum Ausdruck bringen wolle. "Wir betrachten uns als vollwertiges Mitglied der deutschen Gesellschaft." Aydin hatte im vergangenen Jahr spontan seine Solidarität mit den Karnevalisten ausgedrückt. Dafür wurde er vom Braunschweiger Karnevalskommittee mit dem Zugorden "Schoduvel" ausgezeichnet.

Auf einem weiteren Wagen, der nach dem türkischen Wort für Frieden (Baris) benannt wurde, waren Sunniten, Schiiten, Aleviten und Jesiden vertreten - friedlich vereint beim Braunschweiger Karneval.

Landesbischof Meyns (links) setzte ein Zeichen für Frieden und Toleranz. Zusammen mit dem katholischen Bischof von Hildesheim, Norbert Trelle, Landtagspräsident Bernd Busemann, und dem Vorsitzenden des Braunschweiger Rates der Muslime, Hayri Aydin, begleitete er den "Schoduvel" auf dem Wagen von Zugmarschall Gerhard Baller. Foto: Florian Kleinschmidt

Beitrag von Charlotte Morgenthal (epd)