Braunschweig (epd). Die Zahl der Flüchtlinge in der niedersächsischen Landesaufnahmebehörde in Braunschweig ist erstmals seit Wochen zurückgegangen. Derzeit lebten 3.200 Menschen in der Einrichtung, sagte am 15. Oktober die Leiterin Christine Möricke-Abifade bei einem Leser-Forum der "Braunschweiger Zeitung". Die Einrichtung sei vom Land durch Notaufnahmelager entlastet worden. In der auf 750 Menschen ausgelegten Aufnahmestelle lebten zeitweise rund 4.000 Flüchtlinge.
Trotz der sinkenden Zahl sei die Situation angespannt. "Aber es ist immer noch machbar und zu schaffen", sagte die Leiterin vor mehr als 200 Gästen im benachbarten freikirchlichen Ecclesia-Gemeindehaus. "Wir haben eine Krise, aber an Krisen kann man wachsen."
In der Aufnahmestelle lebten derzeit rund 800 Menschen in Zelten, die mit einem Boden und Heizungen winterfest gemacht worden seien. Unter Hochdruck arbeite die Behörde daran, dass die Flüchtlinge nicht in Zelten überwintern müssten, betonte Möricke-Abifade. Der Markt an Containern oder Bauten sei aber wie leer gefegt. "Wir sind auf dem Weg, die Zelte abzubauen. Versprechen kann ich das nicht."
Braunschweigs Sozialdezernentin Andrea Hanke kritisierte, Bund und Länder hätten schon viel früher erkennen müssen, was auf Deutschland zukomme. Derzeit werde zwar viel getan, um die Flüchtlingsarbeit in den Kommunen gelingen zu lassen. Vieles geschehe aber sehr überstürzt. "Das Thema ist eine große Herausforderung für uns alle, aber kein Problem", sagte sie unter Applaus.
Landesbischof Christoph Meyns dankte den Mitarbeitern der Aufnahme-Einrichtung sowie allen Ehrenamtlichen für ihr Engagement: "Ich erlebe einen großen Geist der Kooperation aller gesellschaftlichen Kräfte."
Die Kirche könne gemeinsam mit anderen Organisationen den Flüchtlingen helfen, sei aber nicht der "Spielmacher", betonte der evangelische Theologe. "Wenn die Kirche gezwungen ist, Katastrophenhilfe zu leisten, stimmt etwas mit dem Staat nicht." An zahlreichen Orten und in Kirchengemeinden werde besonders von Ehrenamtlichen bereits seit langem viel für die Flüchtlinge getan. "Wir sind als evangelische Kirche kein Supertanker, sondern eine Fischereiflotte."
Meyns forderte ein stärkeres Engagement für die Länder, in die Asylsuchende zurückgeführt werden. Dabei müssten auch das Gefälle von Armut und Reichtum zwischen dem Osten und dem Westen Europas sowie die Diskriminierung der Roma diskutiert werden, sagte Meyns unter dem Applaus des Publikums. "Nur die Menschen zurückzuschicken, wäre mir zu wenig."