Braunschweig/Berlin (epd). Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns hat die Bedeutung von Klöstern und Kommunitäten auch innerhalb der evangelischen Kirche unterstrichen. "Wir brauchen Orte des Rückzugs, der Stille, der Besinnung und der Kontemplation", sagte Meyns in einem Interview mit dem evangelischen Rogate-Kloster St. Michael in Berlin. Das Kloster hat das Gespräch in der Rubrik "Fünf Freitagsfragen" auf seiner Internetseite veröffentlicht. Bischof Meyns ist seit Juni Beauftragter für den Kontakt zu den evangelischen Kommunitäten in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
"Kommunitäten und Klöster sind in besonderer Weise Schulen der Achtsamkeit, des Gebetes und der Liturgie", unterstrich Meyns. Sie leisteten damit Widerstand gegen einen Zeitgeist, "der mit Kopflastigkeit, Machbarkeitswahn, Leistungsdruck, Selbstüberforderung, Misstrauen und der Flucht vor Erfahrungen der Begrenztheit" Verunsicherung auslöse.
Die Reformation durch Martin Luther (1483-1546) habe zwar die klösterliche Lebensform kritisiert. Dies habe vielfach zur Abschaffung dieser Lebensweise geführt, sagte Meyns. "Damit wurde meines Erachtens das Kind mit dem Bade ausgeschüttet." Familie und Beruf seien als gleichberechtigter Ort christlicher Existenz gesehen worden. Doch dürften die Lebensformen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Auch heute könnten evangelische Christen ein klösterliches oder kommunitäres Leben führen, sagte der Bischof.
Im deutschsprachigen Raum gibt es nach Angaben der beiden Dachverbände fast 50 evangelische Kommunitäten und Geistliche Gemeinschaften. Ihnen steht der Bischof als Begleiter und Berater zur Seite. Die Kommunitäten sind Lebensgemeinschaften in der Art eines Klosters. In Niedersachsen gehören zu den Kommunitäten unter anderem das evangelische Gethsemanekloster in Goslar mit einer Bruderschaft und das Kloster Wülfinghausen bei Hannover mit einer Schwesternschaft.